Die Geschichte der Störche in Münster Teil 1

Die Geschichte der Störche in Münster ab dem Jahr 1959.  Aufgezeichnet von Hans Ulrich.

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Der Weisstorch ist bestens dazu geeignet, uns die Qualität unserer Umwelt vor Augen zu führen. Kein anderer Großvogel hat sich dem Menschen so eng angeschlossen, und wohl kein anderes Tier ist Gegenstand so vieler Reime, Kinderlieder und Überlieferungen wie unser Storch.

Jedes Kind, jeder Erwachsene freute sich, wenn im Frühling die Störche aus Afrika heimkehrten. Das ging wie ein Lauffeuer durch den Ort: „Der Storch ist wieder da“. Aus meinen Kindheitstagen ist mir noch sehr gut der alte Storchenhorst auf dem früheren Schulhaus in der Frankfurter Straße in Erinnerung.

Als 1951 ein Jungstorch aus dem Nest fiel und die Altstörche drei weitere Jungvögel zu ernähren hatten, bekam meine Schulklasse die Aufgabe, den „Kleinen“ täglich mit allerlei Fressbarem zu versorgen. Der Jungstorch gedieh zunächst prächtig, war unersättlich, verstarb aber leider nach einigen Wochen. Die Storcheneltern hatten wohl instinktiv erkannt, dass dieser Jungvogel keine Überlebenschance hatte.

Bei einem schweren Herbststurm Mitte der 1950er Jahre stürzte der etwa 2 m hohe Horst von der Spitze des Schuldaches und es wurde eine neue Stahlplattform von Münsterer Handwerkern installiert. Die neue Horstunterlage wurde schon im nächsten Frühjahr wieder angenommen und ein neuer Horst wurde gebaut.

Nicht immer war das Storchenpaar mit seiner Brut erfolgreich, aber im Laufe der Jahre glich sich das wieder aus. Ab 1959 liegen mir folgende Daten und Brutergebnisse der Storchenpaare vor:

1959. Ankunft am 16.03. und erfolgreiche Brut von 2 Jungen
1960: Ankunft am 08.04. und erfolgreiche Brut von 2 Jungen
1961: Ankunft am 19.03. und erfolgreiche Brut von 2 Jungen, von denen einer leider verstarb.
1962: Am 22.05. war ein Paar auf dem Horst, es kam aber zu keiner Brut.
1963: Es war nur 1 Storch anwesend, deshalb keine Brut
1964: Zwei Störche waren mehrmals auf dem Horst, es kam aber zu keiner Brut.
1965: Ankunft am 02.05. und erfolgreiche Brut von 2 Jungen, die am 05.08. flügge waren
1966: Obwohl ein Paar anwesend war, keine Brut.
1967: Obwohl ein Paar anwesend war, keine Brut.
1968: Obwohl ein Paar anwesend war, keine Brut.
1969: Ankunft am 05.05. und erfolgreiche Brut von 3 Jungen, Abflug am 02.09.

Diese Brutsaison sollte dann für 31 Jahre die letzte erfolgreiche gewesen sein.

Die Gründe für das Ausbleiben der Störche waren großflächige Lebensraumzerstörungen in den 1960er und 1970er Jahren. Eine verfehlte Agrarpolitik zwang die Landwirtschaft zu einer Nutzung, die schwere Folgen bis heute nach sich zieht. Die Entwässerung von Feuchtwiesen, Tümpeln und Gräben, die Rodung von Obstbäumen und Heckenstreifen, die Nutzung auch des letzten Quadratmeters Ackerland, vor allem aber die gewaltigen Mengen von ausgebrachten Giften führten zu einer Verarmung unserer Natur. Aber auch elektrische Freileitungen, ein dichtes Netz von Straßen, die Verbauung von Bachufern trugen dazu bei, dass die Störche uns den Rücken kehrten. Die gesamte Tier- und Pflanzenwelt ist bis heute von unserem Fehlverhalten betroffen und es wird noch viele Jahre brauchen, bis sie sich davon wieder erholt.

Die Warnungen der Naturschutzverbände wurden einfach ignoriert und zur Seite geschoben. Aufgeschreckt durch zahlreiche Umweltskandale, wie Trinkwasser- oder Muttermilchvergiftungen begann in der Öffentlichkeit nach und nach ein Umdenken. Aber dieser Prozess wird sich noch viele Jahre fortsetzen und er wird sehr schmerzlich sein. Den Naturschutzverbänden gelang in den letzten drei Jahrzehnten unter großen Anstrengungen wieder einiges in der Natur wettzumachen, aber es wird noch viele Jahre dauern der Natur zu ihrem Recht zu verhelfen.

Die Geschichte der Störche in Münster Teil 2

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