Ab dem 2.1.2021 können hier nach der Ankunft der ersten Störche deren Lebensereignisse verfolgt werden.
Alle Störche sind schon da…
Nach plötzlichem Wintereinbruch mit Schnee und eisiger Kälte kehrte der Frühling unerwartet schnell mit milden Temperaturen zurück – und mit ihnen auch alle Störche zu ihren Brutplätzen in unseren Gebieten.
Doch erst durch die Überprüfung der Ringnummern (soweit vorhanden) können wir uns Klarheit darüber verschaffen, welche Störche hier schon einmal gebrütet haben oder welche Störche zum ersten Mal hier sind. Alle Ringnummern und Daten werden Jahr für Jahr sorgfältig dokumentiert und können so zu Vergleichen herangezogen werden.
Bei unseren Kontrollen gibt es dann auch immer wieder Überraschungen. Zum Beispiel hat sich das alte Storchenpaar, das im letzten Jahr von einem anderen verdrängt worden war und daraufhin ein Ersatznest „Im Seerich“ gebaut hatte, wieder an seinem angestammten Brutplatz am Klärwerk (siehe Bilder oben) niedergelassen. So kann also die Störchin (etwa 27 Jahre alt) in diesem Jahr dort ihr 20-jähriges Brutjubiläum feiern – sie hat seit dem Jahr 2000 mit ihren zwei Partnern über 60 Jungstörche großgezogen. Eine beachtliche Leistung!
An der Gersprenz sind derzeit drei Nester von den Paaren belegt, die auch im Vorjahr dort gebrütet haben. Der versteckt liegende Horst hinter dem Beobachtungsstand ist ebenfalls wieder vom vorjährigen Storchenpaar besetzt.
Im Pappelwäldchen (Bilder oben) gibt es jetzt drei besetzte Nester. Eines davon haben die „Sandstörche“ bereits im letzten Jahr gebaut, nachdem die drei Jungen in ihrem Nest „Auf dem Sande“ durch die widrigen Witterungsverhältnisse an den Eisheiligen ums Leben gekommen waren. Die Altstörche waren dadurch wohl so geschockt, dass sie den alten Horst nicht mehr als Quartier genutzt haben. Nun pendeln sie ab und zu zwischen den beiden Nestern – man darf gespannt sein, in welchem der beiden sie dann brüten werden.
Kurz vor Ostern war auf allen neun Horsten das Brutgeschäft im vollen Gang. Aber immer noch haben einige Störche keinen Horst.
Spannend wird es, wenn der Bruterfolg sichtbar wird.
Der Mai ist gekommen …
Gegen Ende der Brutzeit zeigte sich der Mai leider mit sehr wechselhaftem Wetter. Zwei Tage lang stürmte es heftig, starke Böen sorgten bei den drei Storchennestern an der Gersprenz für eine böse Überraschung: Der Stamm unter dem dritten Nest brach bis zur unteren Astgabel weg und riss das gesamte Nest mit Brut in die Tiefe. Das betroffene Storchenpaar ließ sich jedoch nicht entmutigen und begann schon am nächsten Tag auf dem verbliebenen Stammrest mit dem Bau eines neues Nestes – hoffentlich erfolgreich!
Alle anderen Horste blieben zum Glück unversehrt. Es sind also an der Gersprenz noch fünf Nester vorhanden – in drei von ihnen gibt es schon Nachwuchs, in den anderen zwei wird noch gebrütet.
Ein ähnliches Bild finden wir auch am Pappelwäldchen. Zum Teil sind die Küken schon geschlüpft, zum Teil wird noch gebrütet. Letzteres gilt auch für das Nest Auf dem Sande, das endlich von einem neuen Storchenpaar besetzt ist, nachdem die alten „Sandstörche“ sich ein Ersatzquartier im Pappelwäldchen gebaut haben.
Am Klärwerksnest hingegen kann man schon ganz entspannt über die Webcam verfolgen, wie zwei inzwischen recht kräftige Jungstörche von ihren Eltern gehegt und gepflegt werden.
Jetzt braucht’s vor allem storchenfreundliches Wetter, damit wir demnächst viele Jungstörche bei unseren Ausflügen in die Natur beobachten können.
Beringung der Störche im Klärwerksnest
Die Beringung von Jungstörchen sollte bis zur 6. Lebenswoche erfolgen, weil die Vögel danach nicht mehr in die sogenannte Akinese (Schreckstarre) fallen und die Gefahr besteht, dass sie vor Aufregung aufstehen, zuschnappen oder aus dem Nest hüpfen.
Klaus Hillerich, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland (mit Sitz in Wilhelmshaven) und im hessischen Weißstorch-Beringungsprogramm tätig, nahm am 25. Mai 2021 die Beringung der Klärwerksstörche vor. Ein Hubwagen fuhr ihn hoch zum Nestrand. Wie die Bilder zeigen, ließen sich die beiden Jungstörche ihren „Personalausweis“ ganz geduldig anpassen.
Nur die Storcheneltern schienen in großer Sorge und beobachteten das Geschehen vom Webcam-Mast aus.
Dramatischer Vorfall im Klärwerksnest
Nach der Beringung entwickelten sich die kleinen Storchenküken in den folgenden Wochen zu kräftigen Jungstörchen. Aber auch unter ihnen geht es nicht immer friedlich zu, wie sich am 16. Juni zeigte.
Horst Usinger, der für die Ringüberprüfung bei den Storchen zuständig ist und an diesem Tag zufällig am Klärwerk vorbeikam, beobachtete, wie – plötzlich und ohne ersichtlichen Grund – die beiden Jungstörche heftig und aggressiv aufeinander einhackten und, wie auf den Fotos deutlich zu erkennen ist, sich dabei erheblich verletzten. Einer der beiden Störche fiel dabei sogar aus dem Nest und landete auf dem Klärwerksgelände.
Was nun? Ein Aktionsplan musste her! Nach Rücksprache mit dem Storchenexperten Bernd Petri übernahm Wolfgang Kleinheinz die Beobachtung des Jungstorchs auf dem Klärwerksgelände, Inge Teichmann besorgte Ersatzfutter für den Storch und kontrollierte über die Webcam das weitere Geschehen im Nest. Es sollte – so der Plan – zunächst nur das Verhalten beobachtet werden, um festzustellen, ob die Störche irgendwelche Folgeschäden erlitten hatten.
Doch schon am nächsten Morgen entspannte sich zum Glück die Situation: der zweite Storch flog – das konnte er entgegen allen Vermutungen schon! – ins Nest zurück und wurde ganz friedlich wieder aufgenommen.
Seitdem herrscht Ruhe im Nest; die Jungstörche scheinen durch ihre Rauferei keinen Schaden davongetragen zu haben.
Jungstörche des Jahres 2021
Wir zeigen noch einmal die zwei Raufbolde vom Klärwerksnest, von denen wir bereits im Juni berichtet hatten. Der heftige Streit scheint vergessen; die Jungstörche üben sich wieder in friedlicher Zweisamkeit:
Genauso friedlich die Störche in den Nestern an der Gersprenz und im Pappelwäldchen:
Auch der Horst „Auf dem Sande“ hatte Nachwuchs gemeldet. Unser Bild: Ein Altstorch kümmert sich um die noch recht kleinen Storchenküken:
Alles in allem ein zufriedenstellendes Altersspektrum, das vom relativ hilflosen Storchenküken bis zum flugfähigen Jungstorch reicht!
Die Storchensaison 2021 geht zu Ende
Inzwischen haben sich die Jungstörche in kleineren und größeren Gruppen auf Wiesen oder Feldern zu ihrem Abflug Richtung Süden versammelt. Die Altstörche hingegen verbleiben meistens noch in ihren angestammten Quartieren und nutzen die Zeit, um sich von der anstrengenden Brut und Aufzucht ihrer Jungen zu erholen und neue Kräfte für Herbst und Winter zu sammeln. Wie lange sie bleiben, wird von den Wetterbedingungen und vom Nahrungsangebot abhängen.
Um allen interessierten Storchenfreunden einen Überblick über diese Storchensaison zu geben, hat Horst Usinger alle wichtigen Zahlen und Daten in nachfolgender Auflistung zusammengetragen.
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