Geschichte der Störche 2023

Die Storchensaison 2023 ist eröffnet …

Schon zeitig im Herbst hatten alle Störche die Hergershäuser Wiesen verlassen, und so kehrten dort über die Wintermonate Stille und Ruhe ein. Nur vereinzelt tauchte mal ein Storch auf, gab ein kurzes Stelldichein und verschwand wieder.

Dann aber war es endlich soweit! Am Sonntag, den 19. Februar, kehrten bei strahlendem Sonnenschein die Klärwerksstörche zurück; somit eröffnete quasi unser „dienstältestes“ Storchenpaar die neue Storchensaison.

Derzeit sind beide Störche eifrig damit beschäftigt, Gras und Nestmaterial herbeizuschaffen, um ihr Nest bestens für das bevorstehende Brutgeschäft auszustatten. Und zwischendrin sind immer wieder gemeinsames Klappern und gegenseitige Liebesbezeugungen angesagt, um ihre enge Bindung zu bekunden.


Foto: Horst Jenke

Zum Glück ist jetzt die Webcam der ENTEGA wieder in Betrieb. So können Storchenfreunde sich auch auf diesem Weg ein Bild von den Klärwerksstörchen machen.

Auch an der Gersprenz ist ein Horst wieder vom Vorjahrespaar besetzt worden; in einem weiteren Nest haben sich zwei bislang unbekannte Störche niedergelassen.

Richtig lebendig ist es schon wieder im Pappelwäldchen. Dort sind bereits sechs Horste besetzt, wobei aber nur ein Paar durch seine Ringnummern zu bestimmen ist. Alle übrigen Störche sind unberingt und daher noch nicht einem bestimmten Quartier zuzuordnen.

Eines sollte bei dieser ersten Sichtung bedacht werden: Noch sind viele Störche im Süden, und da sich der März derzeit weiterhin eher winterlich zeigt, dürften sie mit ihrem Rückflug auf wärmeres und besseres Wetter warten. Also sollten sich auch alle Storchenfreunde in Geduld üben.

Alle Störche sind jetzt da…

Schon wenige Wochen später, am Samstag, den 11. März, war der ideale Zeitpunkt für die noch im Süden verbliebenen Zugvögel gekommen. Kräftiger Südwind sorgte für eine ideale Thermik: für Kraniche und Störche der Startschuss zum Rückflug in den Norden.

Bereits gegen Mittag zogen immer wieder kleinere Kranichzüge in ihrer bekannten V-Formation über Münster hinweg und machten mit ihren markanten Rufen auf sich aufmerksam. Einige wenige Kraniche landeten sogar in den Hergershäuser Wiesen, um eine Rast- und Ruhepause einzulegen, und boten aufmerksamen Naturbeobachtern eine ganz besondere Überraschung.

Zur gleichen Zeit kreisten Störche in größerer Zahl über dem Pappelwäldchen und versuchten, auf Baumstämmen oder Astgabeln einen Landeplatz zu finden. Warum ist gerade das Pappelwäldchen so attraktiv für Störche geworden? Die Antwort ist ganz einfach: Störche sind gesellige Tiere und leben gern in Gemeinschaft mit ihren Artgenossen. So hat sich im Lauf der letzten Jahre die Anzahl der Horste hier stetig vergrößert – jetzt im Frühjahr 2023 auf mindestens fünfzehn. Man kann  also schon von einer echten Storchenkolonie sprechen!


Fotos: Horst Usinger

In dieser Storchenkolonie gibt es durch ihre Ringnummern bekannte Storchenpaare, die schon seit etlichen Jahren hier brüten. Andererseits treffen wir auf (zumeist) unberingte Störche, über die uns nichts bekannt ist. In den kommenden Wochen wird verstärkt darauf zu achten sein, welche Storchenpaare mit dem Brutgeschäft beginnen. 

Insgesamt erfreulich, dass jetzt – bis auf zwei Horste an der Gersprenz – alle Standorte vom Vorjahr wieder besetzt sind. Das lässt auf ein gutes Storchenjahr hoffen.

Die Storchenkolonie hat inzwischen auch bei der lokalen Presse Interesse geweckt. Am 8.April 2023 veröffentlichte die Offenbach Post einen ausführlichen Artikel zu diesem Thema, der hier aufgerufen werden kann.

 

Auch das Hessische Fernsehen berichtete in seiner Sendung Maintower vom 9. Mai 2023 über das Pappelwäldchen und seine Storchenkolonie. Im Jahre 2018 hatte der Tornado Fa-bienne in ihm verheerende Schäden angerichtet: Mit vielen entwurzelten Bäumen und ab-geknickten Kronen bot sich ein Bild der Verwüstung.  Niemand ahnte damals, dass gerade dadurch das Pappelwäldchen einmal zu einem begehrten Standort für Störche  werden würde. Der Beitrag, in dem auch Mitarbeiter des NABU Münster zu Wort kommen, ist im Video ab 8:07 Minuten abrufbar.

Beringung der Störche im Klärwerksnest

Klaus Hillerich, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland und im hessischen Weißstorch-Beringungsprogramm tätig, hatte sich für den 30. Mai zum Beringen der Jungstörche angesagt. Wie üblich, wurde er mit dem Hubwagen dicht an das Nest herangefahren. Hier erwarteten ihn gleich vier Jungstörche – erst fünf Wochen alt, aber alle gut genährt und schon erstaunlich groß.

  

Wie auf den Fotos gut zu erkennen, ließen sie die Beringungsprozedur ruhig und gelassen über sich ergehen.

Fotos: Horst Usinger

Die Elternstörche waren währenddessen auf Futtersuche unterwegs und haben von der Aktion überhaupt nichts mitbekommen. Erst als wieder Ruhe im und am Nest eingekehrt war, tauchte ein Altstorch auf, der den Nachwuchs wohl mit neuem Futter versorgen wollte.

Storchensaison 2023 geht zu Ende

Die Saison 2023 ist turbulent und – wie die Storchenbilanz am Ende zeigen wird – sehr erfolgreich verlaufen.

Bei der Datenerfassung fiel zunächst eines deutlich auf: Der Standort an der Gersprenz ist bei den Störchen längst nicht mehr so beliebt wie in früheren Zeiten. Mit Ausnahme des Klärwerksnestes, das seit dem Jahr 2000 meistens vom selben Storchenpaar besetzt wird, wurden in diesem Jahr an der Gersprenz nur noch vier Horste belegt. Weitere einzelne Nistplätze gibt es noch im Seerich, hinter dem Beobachtungsstand und auf dem Sande.

Der bei weitem attraktivste Standort in den Hergershäuser Wiesen ist nach wie vor das Pappelwäldchen. Seit Saisonbeginn wird dieses Quartier angeflogen, die Störche stehen quasi in Warteposition, um hier einen Platz zum Nisten zu ergattern.

Ein Storchenpaar legte offenbar großen Wert auf „ungestörten Handy-Empfang“ und baute sein Nest direkt auf die Spitze des Mobilfunkturms gegenüber vom Pappelwald. Direkt nebendran entstanden an einem Baumstamm gleich zwei Horste übereinander. Diese Beispiele zeigen, wie einfallsreich die Störche beim Bau ihrer Nistplätze vorgehen. Mittlerweile sind in einem Lageplan vom Pappelwäldchen schon 24 Horste erfasst, in denen mit oder ohne Erfolg gebrütet wurde.

Für die erfolgreiche Aufzucht der Küken sind auch die Witterungsbedingungen und das Nahrungsangebot von entscheidender Bedeutung. Von ganz schlimmen Unwettern blieben die Hergershäuser Wiesen zwar verschont, wenngleich ein nächtlicher Sturm dafür sorgte, dass zwei Nestlinge aus dem Nest geweht wurden und zu Tode kamen.

Hitze und Trockenheit waren zum Glück in diesem Jahr nicht so extrem; Regen zur rechten Zeit sorgte für ausreichend Futter, und so wurden alle Jungstörche flügge und selbständig.

Wie um sich noch einmal bei einer Abschlussvorstellung zu präsentieren, versammelten sich am Sonntag, den 13. August, bei strahlendem Sonnenschein über vierzig Störche in den Hergershäuser Wiesen. Die Jungstörche trafen sich hier mit ihresgleichen zum Abflug Richtung Süden. Die Altstörche hingegen bleiben noch hier, suchen auf Wiesen und Feldern gemächlich nach Futter und genießen eine Zeit der Erholung und Entspannung.

Inzwischen sind alle Brutpaare mit ihren Jungen erfasst – das Ergebnis ist ebenso erfreulich wie beeindruckend: 23 erfolgreiche Brutpaare (2022: 17) und 55 Junge (2022: 27). Diese Zahlen sprechen für sich!

Weitere Details mit allen wichtigen Zahlen und Daten sind in der nachfolgenden, wiederum von Horst Usinger zusammengestellten Liste aufgeführt.

 

Bruterfolge HergershW 2023_neu

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