Noch sind keine Störche da. Wir warten auf sie. Nach dem grauen Januar und Februar.
Der Frühling ist im Anmarsch…
…und mit ihm kehren auch allmählich unsere Störche zurück.
Am Klärwerk hat wieder das alte Storchenpaar seinen angestammten Brutplatz eingenommen, an der Gersprenz und im Pappelwäldchen haben ebenfalls die Vorjahrespaare ihre alten Nester besetzt (an den Ringnummern der Störche zu belegen).
Kläranlage
An der Gersprenz
Am Pappelwäldchen
Auf dem Sand
Außer den hier gezeigten kann man derzeit zahlreiche unberingte Störche auf den Hergershäuser Wiesen bei ihrer Futtersuche beobachten. Wer von ihnen hier bleiben und Quartier beziehen wird, kann jedoch erst mit Sicherheit bei Brutbeginn festgestellt werden.
Wir warten auf das Brutgeschäft und werden weiter berichten.
Das Pappelwäldchen – neuer Storchen-Hotspot
Während sich die Störche im Frühjahr bisher überwiegend an der Gersprenz sammelten, dort alte Nester besetzten oder neue Horste bauten, gibt es in diesem Jahr offensichtlich einen neuen Hotspot: das Pappelwäldchen.
Schon seit Wochen herrscht Hochbetrieb: Überall sitzen Störche auf Baumstümpfen und in Astgabeln, sammeln eifrig Nistmaterial, bauen Nester und verteidigen mit lautem Geklapper ihr Quartier. Momentan ist die Situation noch sehr unübersichtlich; man kann aber davon ausgehen, dass neben den bereits bestehenden fünf Brutplätzen, die alle besetzt sind, wohl weitere neun bis zehn Horste dazukommen. Erschwerend für die Ein- und Zuordnung ist die Tatsache, dass die neuen Störche mehrheitlich nicht beringt sind. Vermutlich handelt es sich bei ihnen auch um Zwei- bis Dreijährige, die in diesem Frühjahr aus dem Süden zurückgekehrt sind, um nach einem Brutplatz Ausschau zu halten. Wie zum Beweis dafür konnte anhand einer der Ringnummern festgestellt werden, dass schon ein zweijähriger Storch, der 2020 in Sickenhofen beringt worden ist, jetzt in die Nähe seines „Geburtsortes“ zurückgekehrt ist. Es bleibt also weiterhin spannend im Pappelwäldchen!
Hier nun einige Aufnahmen von den neuen Störchen von Ende April:
Alle Fotos: Horst Usinger
Ende der Brutsaison
Im April und Mai ließ sich über die Webcam am Klärwerk das Storchenpaar während der Brutzeit und der Aufzucht der Küken gut beobachten: Dank guter Pflege und Futterversorgung entwickelten sich die zwei kleinen Küken in erstaunlich kurzer Zeit zu kräftigen Jungstörchen.
Am 30. Mai gab es für sie die erste Bewährungsprobe. Klaus Hillerich, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland und im Hessischen Weißstorch-Beringungsprogramm, hatte sich zur Beringung eingefunden. Im Hubwagen fuhr er dicht ans Nest heran und verpasste den Jungstörchen nacheinander den „Ring für´s Leben“, was sie ganz teilnahmslos, in sogenannter Schreckstarre, über sich ergehen ließen:
Die Storcheneltern waren derweil eifrig auf Futtersuche und kehrten erst zurück, als die Gefahr gebannt schien.
Auch an den anderen Standorten der Störche, an der Gersprenz, im Pappelwäldchen, auf dem Sande, hinter dem Beobachtungsstand und im Seerich, ist das Brutgeschäft inzwischen abgeschlossen.
An der Gersprenz hat sich in allen vier Nestern Nachwuchs eingestellt, ebenso im Horst auf dem Sande und im Seerich und in mindestens vier Nestern des Pappelwäldchens. Da gerade hier die neuen Storchenquartiere durch die starke Belaubung der Bäume nur sehr schwer oder gar nicht einsehbar sind, braucht es jetzt noch Zeit, Geduld und ein bisschen Glück, um alle Nester ausfindig zu machen. Erst wenn genügend Beobachtungsdaten vorliegen, ist es möglich, mit genauen Zahlen den Bestand an Brutpaaren und Jungstörchen zu bestimmen.
Inzwischen sind alle Storchenpaare mit ihren Jungstörchen erfasst – das Ergebnis kann sich mit 17 erfolgreichen Brutpaaren (2021: 9) und 27 Jungvögeln (2021: 18) mehr als sehen lassen. Trotz Hitze und Trockenheit waren Brut und Aufzucht erfolgreich, es gab nur wenige Verluste. Mittlerweile sind die Jungstörche selbständig in kleinen Gruppen auf Futtersuche in den Hergershäuser Wiesen unterwegs, und für die Altstörche sind jetzt nach anstrengenden Wochen Entspannung und Erholung angesagt.
Wer sich einen genaueren Überblick verschaffen möchte, der wird alle wichtigen Zahlen und Daten in nachfolgender Auflistung finden, die Horst Usinger für uns zusammengetragen hat.
Die lang anhaltende Hitze mit ungewöhnlich hohen Temperaturen und extremer Trockenheit hat in den Hergershäuser Wiesen deutliche Spuren hinterlassen. Die Gersprenz und die kleinen Tümpel und Seen führen nur noch wenig Wasser, die Semme ist sogar völlig ausgetrocknet. Auf den Wiesen ist frisches Gras rar geworden; für alle dort lebenden Tiere bedeutet das: Futter wird knapp.
Auf solche Situationen reagieren die Störche umgehend. Bestens ausgestattet mit zwei Navigationssystemen, die ihnen jederzeit und überall eine genaue Orientierung erlauben, verlassen sie den alten Standort und fliegen mit sicherem Gespür die Gebiete an, die ihnen ausreichend Nahrung versprechen.
So haben die Jungstörche, die ja immer in eigenen Gruppen vor ihren Eltern den Flug in den Süden antreten, inzwischen ihren „Geburtsort“ verlassen. Aber auch die meisten Altstörche, die normalerweise bis weit in den Herbst in den Hergershäuser Wiesen verweilen, haben sich bereits nach einem neuen Quartier umgeschaut. So konnten zwei hiesige Altstörche anhand ihrer Ringnummern in den Bruchwiesen bei Büttelborn wiederentdeckt werden.
Trotz des witterungsbedingten fast ein wenig abrupten Endes des Storchenjahres schauen wir vom NABU Münster auf eine sehr erfolgreiche Saison zurück, was eindrucksvoll auch die Fotos belegen, die uns Horst Jenke, begeisterter Tierfotograf aus Münster, für unsere Homepage zur Verfügung gestellt hat.
Fotos: Horst Jenke
Nach Abschluss des Jahres 2022 stellte uns die Hessische Arbeitsgemeinschaft Storchenberingung (K. Hillerich, H. Usinger) ihre Auswertungen für das Jahr zu Verfügung.
Unsere Störche verhielten gemäß dem hessischen Trend: Es gab mehr Brutpaare bei gleichzeitig geringeren Bruterfolg der einzelnen Paare.
Die Übersicht über die einzelnen hessischen Landkreise ist wie folgt:
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